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Vor der Einführung elektronischer Schließsysteme waren mechanische Schlösser die Norm. Diese Systeme waren robust, aber auch anfällig für Manipulation und Diebstahl. Mittlerweile ist der Siegeszug elektronischer Schlösser vor allem bei kommerziellen Gebäuden nicht mehr aufzuhalten. In den 1960er und 1970er Jahren wurden die ersten elektronischen Schlösser entwickelt, die auf einfachen Schaltkreisen basierten und oft mit Codes oder Tastenfeldern arbeiteten. In den 1980er Jahren wurden Magnetkarten und später RFID-Technologie populär. Diese Systeme ermöglichten eine einfachere Verwaltung von Zugangsrechten und die Möglichkeit, Zugriffsprotokolle zu führen. Aber erst mit der Integration von Netzwerktechnologie gelang der Durchbruch, da durch die IP-Technologie eine Fernüberwachung und -verwaltung elektronischer Schließsysteme über das Internet und Cloud-basierte Lösungen möglich wurden.
Flexibel und trotzdem sicher
Ein weiterer Schritt in Richtung stärkerer Flexibilität und noch mehr Nutzerfreundlichkeit ist die mobile Zutrittskontrolle, die an Bedeutung zunimmt. Unter mobiler Zugangskontrolle versteht man die Verwendung mobiler Geräte für die Verwaltung der Zugangsrechte und die Ermöglichung des Zugangs zu Räumen oder Gebäuden. Ein Smartphone ermöglicht als digitaler Schlüssel Mitarbeitern und Besuchern den Zugang zu Gebäuden und ersetzt so mechanische Schlüssel oder Chipkarten. Durch die Integration in elektronische Zugangskontrollsysteme, kann der Benutzer Türen entriegeln, Berechtigungen verwalten und den Zugang aus der Ferne überwachen. Im Folgenden werden die Vorteile der mobilen Zugangskontrolle erläutert:
- Benutzerfreundlichkeit: Mit einem Smartphone, das die meisten Menschen ohnehin bei sich tragen, ist der Zugang so einfach wie das Entsperren des Bildschirms. Das Mitführen von Schlüsseln oder der Verlust von Schlüsseln und Chipkarten gehört damit der Vergangenheit an.
- Flexibilität: Zutrittsrechte können jederzeit und von überall aus gewährt oder entzogen werden. Das ist ideal für externe Mitarbeiter und temporäre Besucher und verursacht keinen Stress mehr mit der Schlüsselübergabe.
- Sicherheit und Transparenz: Der mobile Zugang bietet eine genaue Aufzeichnung und Übersicht darüber, wer wann Zugang hat. Mobile Zugangskontrollsysteme enthalten oft Funktionen wie eine Zwei-Faktor-Authentifizierung, biometrische Verifizierung und Verschlüsselung, und bieten damit eine weitere Authentifizierungsebene und können die Gesamtsicherheit im Vergleich zu herkömmlichen schlüsselbasierten Systemen erhöhen.
- Kosteneinsparung: Physische Schlüssel oder ID-Karten sind nicht mehr erforderlich. Das spart nicht nur die Kosten für deren Erstellung, sondern auch die Verwaltungs- und Ersatzkosten, wenn sie verloren gehen.
- Integration mit anderen Systemen: Die mobile Zutrittskontrolle kann mit anderen Gebäudemanagementsystemen, Videokameras, Alarmsystemen und Besuchermanagementsystemen integriert werden, wodurch eine umfassendere Sicherheitslösung entsteht.
Trotz der Bedeutung, die die Digitalisierung für komfortablere und flexiblere Zutrittslösungen in Wohn- und Geschäftsgebäuden hat, darf man aber die mechanische Konstruktion bei den Schließsystemen nicht vernachlässigen. Es ist wichtig zu wissen, dass jede digitale Schließfunktion durch intelligent gestaltete, sichere mechanische Elemente unterstützt werden muss, da nicht die Elektronik den Türriegel in Position hält, sondern die mechanischen Komponenten.
Die Technologie hinter der mobilen Zutrittskontrolle
Die direkte Kommunikation des Smartphones mit den Lesegeräten erfolgt über Bluetooth Low Energy (BLE) oder Nahfeldkommunikation (NFC). BLE ist ein drahtloses Protokoll für Geräte mit geringem Stromverbrauch, mit dem Nutzer Türen aus bis zu zehn Metern Entfernung ohne direkten Kontakt öffnen können. Es belastet den Smartphone-Akku nur minimal und gewährleistet die Sicherheit durch verschlüsselte Datenübertragung und zusätzliche Sicherheitsebenen.
Die Nahfeldkommunikation (Near Field Communication, NFC) nutzt Funkwellen mit geringer Reichweite, um den Datenaustausch zwischen Geräten zu erleichtern, die sich in unmittelbarer Nähe befinden, in der Regel innerhalb von wenigen Zentimetern. Zu den Vorteilen von NFC gehören der schnelle und intuitive Authentifizierungsprozess sowie die erhöhte Sicherheit, da die Notwendigkeit eines direkten Kontakts zwischen den Geräten das Risiko eines unbefugten Zugriffs minimiert.
Ein Cloud-basierter Zugang ermöglicht die zentrale Verwaltung von Zugangsrechten. Dies bedeutet einerseits eine Zentralisierung, die es ermöglicht, Zugangsrechte für zahlreiche Standorte effizient zu verwalten, was insbesondere für Unternehmen mit mehreren Standorten ideal ist. Andererseits lassen sich Cloud-Systeme nahtlos in andere Softwarelösungen integrieren, beispielsweise in die Personaleinsatzplanung oder in IoT-Geräte. Zudem besteht die Möglichkeit, Aktualisierungen in Echtzeit vorzunehmen, sodass Zutrittsrechte sofort angepasst werden können.
Welche Komponenten sind nötig?
Ein mobiles Zutrittskontrollsystem für Gebäude setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen, die zusammen einen sicheren und flexiblen Betrieb System ermöglichen. Hier sind die wichtigsten Bestandteile:
Hardware-Komponenten:
- Elektronische Türschlösser oder Smart Locks: Diese ersetzen oder ergänzen mechanische Schlösser.
- Bluetooth- oder NFC- Leser: Sie empfangen das Signal des Smartphones zur Authentifizierung.
- Steuerungseinheiten (Controller/Gateways): Sie verbinden die Zutrittsleser mit dem zentralen System und ermöglichen die Kommunikation mit der Cloud oder einer lokalen Datenbank.
- Mobile Endgeräte (Smartphones, Tablets, Smartwatches): Sie dienen als digitale Schlüsselträger in Zusammenspiel mit einer entsprechenden App.
Software-Komponenten:
- Zutrittsmanagement-Software (Cloud- oder On-Premises-Lösung): Sie verwaltet Benutzerrechte, Protokolle und Konfigurationen und zeichnet, wenn gewünscht, Zutrittsversuche und Ereignisse auf, um Sicherheit und Transparenz zu gewährleisten.
- Mobile App: Sie ermöglicht Nutzern den Zutritt per Smartphone und kann oft auch virtuelle Schlüssel versenden.
- Integration mit Identitätsmanagement: Verknüpft Zutrittsrechte mit bestehenden Benutzerkonten (z. B. Active Directory, SSO).
Innovationen der Branche
Um eine moderne mobile Zutrittslösung zu installieren, die den Erwartungen der Nutzer und der Facility Manager entspricht, ist es entscheidend, mit Lösungsanbietern aus der Branche zusammenzuarbeiten, die das Potenzial der Technologie für Gebäudebetreiber erkannt haben und in diesem Bereich führend sind. Hier ist eine Zusammenstellung von Unternehmen, die diesen Anforderungen entsprechen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Bei dormakaba sieht man eine wachsende Nachfrage nach Mobile-Access-Lösungen, die es erlauben, das Türschloss mit dem Smartphone zu öffnen. Man setzt auf effiziente und konsistente Verwendung starker Authentifizierungsmethoden, um die Sicherheit in der gesamten Gebäudeinfrastruktur zu gewährleisten. Das Smartphone kann dabei auch mehr als nur eine Schlüsselfunktion übernehmen und zum Beispiel auch für die Kontrolle des Zugriffs auf PC-Systeme und Apps zum Einsatz kommen.
Für Sanjit Bardhan, Vice President & Head of Mobile, bei HID PACS, einem führenden Anbieter von Identitätslösungen und mobilen Zutrittskontrollsystemen, ist das wichtigste Argument für mobile Zutrittskontrolle, dass man mit HID Mobile Access besten Komfort und betriebliche Effizienz bekommt, ohne Kompromisse bei der Sicherheit einzugehen. Darüber hinaus können Ausweise dank der durchgängig digitalen Verwaltung über die Cloud sofort ausgestellt, widerrufen oder neu ausgestellt werden. Der gesamte Prozess ist schneller und einfacher und man reduziert die operative Logistik.
Bei Salto entwickelt man moderne Lösungen für das Zutritts- und Identitätsmanagement und legt besonderen Wert auf ein sicheres, intelligentes und nahtloses Benutzererlebnis. Für Borja Ganzarain, Brand Communications & Content Marketing Manager bei Salto, ist deshalb besonders wichtig, dass mobiler Zugang für alle Nutzertypen in jeder Gebäudeanwendung verfügbar ist. Für Bewohner, Besucher und Mitarbeiter geschieht dies über eine mobile App, die allen Nutzern mehr Kontrolle über ihre Türen und Räume gibt, einschließlich fortschrittlicher Verschlüsselung und vollständig kompatibel mit den Smartphones der Nutzer (iOS- und Android-Geräte) und sogar mit Apple Wallet.
Für Joachim Mahlstedt, Commercial Director DAS bei ASSA ABLOY Opening Solutions, liegen die Vorteile auf der Hand. Die gleichen Vorteile hätten bereits dazu geführt, dass Bankgeschäfte, Reisebuchungen, Lebensmittellieferungen und viele andere Bereiche auf mobile Endgeräte umgestellt wurden. Auch aus Unternehmensperspektive bringt die Möglichkeit für Facility Manager, ihr eigenes Smart Device zu nutzen, um den mobilen Schlüssel eines Mitarbeiters auszustellen, zu ändern oder zu widerrufen, zusätzliche Flexibilität. Dadurch wird das Sicherheitspersonal von seinem Schreibtisch und seinem Verwaltungs-PC befreit.
Auch Clément Menviel, Group Communications Director bei STid, verweist darauf, dass die Verwaltung von physischen Zugangskarten ein echtes Problem darstellen kann. Virtuelle Ausweise reduzieren den Zeitaufwand für die Zugangsverwaltung erheblich. Die Erstellung, Verteilung und der Entzug können sofort, jederzeit und an jedem Ort der Welt erfolgen. Darüber hinaus sind die Kosten für einen virtuellen Ausweis zwei- bis fünfmal geringer als die eines physischen Ausweises: Es fallen keine Verbrauchsmaterialien, Druck- und Personalisierungskosten, Recyclingkosten oder Kosten im Zusammenhang mit Verlust oder Beschädigung an.
SimonsVoss ist ein Teil von Allegion. Das Unternehmen hat klassische, mechanische Schließanlagen durch digitale Technik revolutioniert und viele Zusatzfunktionen integriert. Kleine bis mittlere Unternehmen bringt das Unternehmen auf den neuesten Stand der Technik, indem Schlüssel im MobileKey-System durch einen digitalen Transponder, eine Pincode-Tastatur oder das Smartphone ersetzt werden. Anstelle von mechanischen setzt man dazu elektronische Türzylinder ein. Eine weitere Möglichkeit des Unternehmens zur Umstellung auf mobile Zutrittssteuerung besteht darin, das Smartphone zum Öffnen aller Türen zu verwenden. Die Schließberechtigungen können hierbei in der AX2Go-App hinterlegt werden. So kann man bei SimonsVoss-Schließsystemen alle AX-Schließkomponenten mit dem Smartphone mobil, einfach und sicher öffnen.
Auch brivo, ein Pionier der cloud-basierten Zutrittskontrollsysteme, integriert mobile Lösungen. Die Plattform ermöglicht das Steuern von Türen und Verwalten von Zugriffsrechten über mobile Geräte. Mit einem Mitarbeiterausweis auf dem iPhone oder der Apple Watch können Nutzer ihren physischen Ausweis zu Hause vergessen und trotzdem ins Büro gehen. Im Express-Modus muss das Gerät nicht einmal aktiviert oder entsperrt werden, um den Ausweis im Apple Wallet zu nutzen. Der Mitarbeiterausweis funktioniert weiter, selbst wenn das iPhone aufgeladen werden muss. Die Gangreserve bietet bis zu fünf Stunden Zugang.