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Internationale Perspektiven und Impulse

Transformation der Energieinfrastruktur

11.04.2025

Vier internationale Impulse zeigen konkrete Wege zur Transformation der Energieinfrastruktur – von dänischer Wärmewende über Lithiumgewinnung bis zu Wasserstoffstrategien und hocheffizienten Brennstoffzellen.

Wie kann die Transformation der Energieinfrastruktur gelingen – technologisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich? Die englischsprachige Session eines internationalen Panels bietet fundierte Einblicke in globale Lösungsansätze, praktische Beispiele und strategische Erfolgsfaktoren. Im Zentrum stehen vier innovative Unternehmen, die mit ihren Technologien maßgeblich zur Dekarbonisierung beitragen – und dabei überraschende Synergien schaffen.

Lokal handeln, global denken

Eingeleitet wird die Session mit dem Appell, Klimaschutz als globale Aufgabe zu verstehen, die lokal umgesetzt werden muss. Internationale Kooperation und gegenseitiges Lernen sind dabei unerlässlich. Entscheidend für den Erfolg: ein stabiles politisches und wirtschaftliches Umfeld, Vertrauen und der gemeinsame Wille zur Veränderung.

Wärmewende made in Denmark

Warum wird Dänemark international als Vorbild für die Wärmewende betrachtet? Über 70 % der Haushalte sind an Nah- und Fernwärmenetze angeschlossen, zwei Drittel der Wärme stammen aus grünen Quellen oder industrieller Abwärme. Ausschlaggebend für diesen Vorsprung war die konsequente politische Planung seit den 1970er-Jahren: Ein früh eingeführtes Gesetz verpflichtete Kommunen zur Wärmeplanung. Die Investitionskosten wurden durch Anschlusszwang und solidarische Finanzierungsmodelle auf viele Schultern verteilt. Hinzu kommt ein Konsens zwischen den großen Parteien und ein Wettbewerb unter gemeinnützigen Energieversorgern, der die Preise niedrig hält. Auch digitale Steuerungssysteme und Abwärmenutzung tragen zur Effizienz bei – Aspekte, von denen andere Länder, auch Deutschland, lernen können.

Doppelnutzen: Geothermie trifft Lithium

Ein besonders innovativer Ansatz kommt aus Deutschland: Ein Unternehmen nutzt tiefe Geothermie zur gleichzeitigen Gewinnung von Wärme, Strom und Lithium. Die geologischen Gegebenheiten des Oberrheingrabens ermöglichen diese Kombination, die nicht nur zur Wärmewende beiträgt, sondern auch den Bedarf an Batteriematerialien für Elektromobilität deckt. Die Gewinnung erfolgt CO₂-neutral, das Lithium ist von Batteriequalität und wird bereits in Pilotanlagen produziert. Durch die parallele Nutzung der Ressourcen lassen sich sehr wettbewerbsfähige Energiepreise erzielen. Diese Synergie ermöglicht sowohl die Dekarbonisierung von Industrie (z. B. BASF in Ludwigshafen) als auch den Ausbau kommunaler Wärmenetze – wie aktuell in Landau und Mannheim.

Wasserstoffprojekte zwischen Hype und Hürde

Wasserstoff gilt als Schlüsselelement der Energiewende – doch der Weg vom Projekt zur Umsetzung ist oft lang. Der Vortrag analysiert aus Sicht eines Beraters für internationale Projekte, warum viele Wasserstoffvorhaben scheitern und welche Erfolgsfaktoren entscheidend sind: funktionierende Partnerschaften, robuste Lieferketten, Fachkräfte und klare Regulierungen. Besonders kritisch sind die fehlenden Standards zur Herkunftszertifizierung, die Investitionen bremsen. Zwar gibt es Fortschritte wie das EU-anerkannte Zertifizierungssystem „CertifHy“, doch internationale Abnehmer – etwa in Asien – waren schneller. Chancen sieht der Referent in vielfältigen Importquellen (z. B. Spanien, Marokko, Norwegen, perspektivisch auch Ukraine) sowie in der Akzeptanz von „low-carbon“-Wasserstoff als Übergangslösung.

Brennstoffzellen: Strom und Wärme mit Rekordeffizienz

Abschließend präsentiert ein Hersteller hocheffizienter Brennstoffzellen seine Technologie: Die keramischen Hochtemperaturzellen erreichen einen elektrischen Wirkungsgrad von über 60 % im einfachen Zyklus – ein Weltrekord. Dank modularer Bauweise sind sie skalierbar bis in den Gigawattbereich und eignen sich besonders für industrielle Anwendungen wie Rechenzentren. Die entstehende Wärme kann vielfältig genutzt werden (z. B. für ORC-Prozesse oder Kälteerzeugung). Auch die CO₂-Abscheidung ist technologisch integriert – ein Pluspunkt für CCU-Konzepte. Die Technologie ist serienreif, lieferfähig und benötigt kein klassisches Genehmigungsverfahren in Deutschland.

Keyfacts & Erkenntnisse:

  • Dänemark als Vorbild für konsequente Wärmeplanung, politische Stabilität, kosteneffiziente Netze und breite gesellschaftliche Akzeptanz.
  • Geothermie + Lithium als unschlagbare Kombination für CO₂-freie Energie und Batterierohstoffe – mit wirtschaftlicher Skalierbarkeit.
  • Herausforderungen bei Wasserstoffprojekten: Unsichere Regulierung, fehlende Standards, Engpässe bei Technik und Personal – aber enormes Investitionspotenzial.
  • Brennstoffzellen mit Rekordeffizienz bieten sauberen, dezentralen Strom – ideal für Industrie, ergänzbar mit CO₂-Abscheidung und Wärmeverwertung.

Fazit

Die Diskussion bietet einen kompakten Überblick über reale Fortschritte und systemische Hürden der globalen Energietransformation. Wer sich für innovative Technologien, Strategien und Geschäftsmodelle im Bereich Wärme, Strom und Wasserstoff interessiert, erhält hier fundierte Impulse – praxisnah, inspirierend und mit internationaler Perspektive.

Moderation Panel:
Prof. Dr. Peter Birkner
, House of Energy

Impulse und Panelisten:
Matthias Balzer
, Danfoss GmbH

Dr. Kristian Bär, Vulcan Energie Ressourcen GmbH

Dr. Thomas Weiß, TÜV SÜD AG

Dr. Tamer Turner, Bloom Energy Germany GmbH

Diese Impulse und Diskussionsrunde wurden im Rahmen des House of Energy Kongress 2025 parallel zur ISH 2025 angeboten.

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