In der englischsprachigen Keynote „Valuing Water in Developing Countries“ beleuchtete Dinesh Mehta, Stadtplaner und früherer UN-Berater, warum ökonomische Preismodelle den Wert von Wasser nicht abbilden können. Wasser sei identitätsstiftend, religiös bedeutungsvoll, kulturell geprägt – und zunehmend Auslöser für Konflikte.
Mehta kritisierte die globale Preisparadoxie: Ausgerechnet Länder mit den grössten Wasserproblemen erheben oft die geringsten Gebühren. Diese ökonomische Fehlbewertung verkennt, wie zentral Wasser für Milliarden Menschen ist – gerade in den ärmsten Regionen.
Beispiele aus Indien zeigten, dass viele Menschen nur alle sechs bis sieben Tage Zugang zu Wasser haben. Trotz Fortschritten im globalen SDG-Monitoring bleiben die am wenigsten entwickelten Länder weit zurück – und kämpfen täglich mit mangelhafter Versorgung und fehlender Abwasserentsorgung.
Auch die Finanzierung stellt eine Herausforderung dar: Klassische Entwicklungshilfe geht zurück, philanthropische Mittel verschieben sich. Mehta plädierte für lokal getragene Lösungen – etwa Regenwassernutzung, klimafeste Stadtplanung und neue Finanzierungswege wie Blended Finance.
Seine Botschaft: Die globale Wasserkrise lässt sich nur lösen, wenn wir den Wert von Wasser neu denken – nicht nur in Euro oder Dollar, sondern auch durch die Brille von Gerechtigkeit, Kultur und Umwelt.
Dinesh Mehta
Dr. Dinesh Mehta ist Professor Emeritus an der CEPT University in Indien. Nach fast zehn Jahren bei UN-HABITAT – unter anderem als Leiter der Abteilung für Stadtentwicklung – kehrte er 2007 an die Universität zurück. Zuvor war er Direktor des National Institute of Urban Affairs in Neu-Delhi, das dem indischen Ministerium für Stadtentwicklung untersteht.
Mehtas Arbeit zu Wasser- und Sanitärversorgung wurde vielfach ausgezeichnet: 2013 erhielt er den Development Solutions Award der International Water Association (IWA), 2017 wurde er IWA-Fellow und Vorsitzender der IWA-Fachgruppe für Entwicklungsländer.
Er promovierte an der University of Pennsylvania, hat einen Master in Stadt- und Regionalplanung von der Harvard University und einen Bachelor in Bauingenieurwesen vom IIT Madras.