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Seit dem Aufkommen von ChatGPT hat sich der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) deutlich ausgeweitet. Das internationale Interesse an KI bleibt hoch und auch in Planung und Bau gewinnt die Technologie zunehmend an Bedeutung. Zahlreiche Fachleute setzen KI-Tools im Arbeitsalltag ein und betrachten sie als relevante Entwicklung für die Branche. Die Frage, welche KI-Anwendungen von Architekt*innen und Ingenieur*innen am nützlichsten eingeschätzt werden, wird unter anderem in einer aktuellen internationalen Studie von Arup untersucht.
Das Potenzial der Technologie liegt laut Studie insbesondere in ihrer Fähigkeit, Städte, Gebäude und Infrastrukturen effizienter und nachhaltiger zu gestalten – besonders relevant für den Gebäudesektor, der einen erheblichen Anteil an den CO2-Emissionen hat. Die Ergebnisse zeigen, dass Planungsunternehmen vermehrt KI verwenden, Deutschland aber im internationalen Vergleich weniger stark vertreten ist.
Die von Arup beauftragte Studie „Embracing AI: Reshaping Today’s Cities and Built Environment“ analysiert den Einsatz und die Einstellung zu KI unter Fachleuten aus Architektur, Ingenieurwesen und Stadtplanung. Befragt wurden insgesamt 5.000 Expertinnen und Experten aus Australien, Brasilien, China, Deutschland, Großbritannien, Indien, Indonesien, Nigeria, Singapur und den USA.
Geringe tägliche Nutzung - große Zurückhaltung bei KI in Deutschland
Lediglich 27 % der deutschen Befragten gaben an, KI täglich in ihrer Arbeit zu nutzen - der niedrigste Wert im internationalen Vergleich. Spitzenreiter wie Nigeria (46 %), die USA (42 %) und Brasilien (41 %) zeigen, wie intensiv KI andernorts bereits im Alltag von Planungs- und Bauprojekten verankert ist.
Trotz des zurückhaltenden Einsatzes ist das Interesse groß: 81 % der deutschen Fachleute zeigen sich grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber KI und sehen Potenzial, Projekte schneller und kostengünstiger umzusetzen sowie einen Beitrag zur Dekarbonisierung des Sektors zu leisten.
Datenqualität, Ethik und Branchenfokus bremsen Fortschritt
Als größte Hindernisse für eine breitere Anwendung von KI in Deutschland wurden vor allem die mangelnde Datenqualität (34 %), ethische Bedenken und Sicherheitsdefizite (34 %) sowie der Eindruck genannt, dass sich KI-Anwendungen derzeit stärker auf andere Branchen konzentrieren (34 %). Fast die Hälfte der deutschen Befragten (44 %) äußerte zudem Bedenken hinsichtlich der starken Marktkonzentration auf eine geringe Anzahl großer, globaler Technologiekonzerne.
Projektabwicklung, Nachhaltigkeit und Fachkräfte als Wachstumsfelder
Die von den Befragten am häufigsten genannten positiven Auswirkungen von KI auf die gebaute Umwelt spielen eine zentrale Rolle im Bausektor: Die größten Hoffnungen liegen in den Segmenten Beschleunigung der Projektabwicklung (25 %), Unterstützung bei der Einhaltung von Budgets (25 %), Erleichterung von Entscheidungsprozessen (26 %) und die Fokussierung auf kreativere Arbeit (26 %).
Als wichtigste Beiträge von KI zur Bewältigung von Klima- und Naturkatastrophen nannten die Befragten: Abfallreduzierung (30 %), Entwicklung nachhaltiger Materialien (29%), Stadtplanung und Smart Cities (29 %), Optimierung erneuerbarer Energien und nachhaltige Gebäudeplanung (29 %).
Hinzu kommt, dass viele Fachkräfte in der Branche bereits einige der fortschrittlichsten KI-Tools nutzen. Dies gilt der Umfrage zufolge besonders für Datenanalysen auf Basis von Machine Learning (38 %), Prognosen auf Basis von Machine Learning (35 %), wissenschaftsbasierte KI (35 %) und groß angelegte Simulationen (34 %).
Arup hat die Befragung in Auftrag gegeben, um aufzuzeigen, wie KI bereits heute die Planung von Städten und Infrastrukturen verändert. Das Unternehmen fordert einen stärkeren Fokus auf die Entwicklung von KI-Tools, die zur Dekarbonisierung und Umweltsanierung beitragen - und gleichzeitig resiliente Infrastrukturen für eine wachsende Weltbevölkerung bereitstellen. Im Jahr 2024 flossen weltweit 33 Milliarden Dollar allein in die generative KI von den insgesamt 252 Milliarden Dollar an Unternehmensinvestitionen. Wenn nur zehn Prozent dieser Investitionen für die Entwicklung von KI-Tools eingesetzt würden, um die großen Herausforderungen der gebauten Umwelt anzugehen, könnte dies den Sektor radikal verändern und das Leben der Menschen verbessern - so die Auftraggeber der Studie.

Klaren Bedarf an schnellerer und gezielterer Entwicklung von KI-Systemen
Jake Haskell, Leiter Digital Services bei Arup in Deutschland, fasst zusammen: „KI kann einen entscheidenden Beitrag leisten, um die großen Herausforderungen in unserer Branche zu bewältigen - vom Klimaschutz über die Ressourceneffizienz bis hin zur Digitalisierung der Planung. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, bedarf es der gezielten Entwicklung und Anwendung von KI-Technologien, die direkt auf die Bedürfnisse von Städten, Menschen und Umwelt ausgerichtet sind. Wir laden Tech-Talente in Deutschland ein, Teil dieser Bewegung zu werden.“